„Jetzt halten wir alle Rekorde, die größte Maschine, die längste Zeit in der Luft, der kleinste Gleitwinkel!"

Gebrüder Wright, 1902


Der Bau eines neuen Flugzeugs

Datum???

Der aufmerksame Leser wird sich erinnern: es handelt sich um die Geschichte unseres jungen Helden Dee Ross, seines besten Freundes Buck Rice sowie um die des schwarzen Flugdrachens.

Als die Aeronauten sich anschickten, die Versuche F-16/8, /9 und /10 durchzuführen, waren sie noch optimistisch und unternehmenslustig wie eine Bacardi-Reklame. Hatten sie doch alle Schwierigkeiten beseitigt, die bisher zu Ausfällen geführt hatten: die Bespannung, die „Ricesche Zappe", den Gleitwinkel, die „Meenensche Ungelenkgnomme"... Auch hatten sich die zwei mit vielerlei Fetischen eingedeckt, die die bösen Luftgeister gnädig stimmen sollten (sollten!).

        

Und doch, wider alle Erwartungen, wurde F-16/8 ein Debakel. Bei günstigem Wind stieg der John-Drachen rasant gen Himmel, um dann ebenso rasant gen Boden zu stürzen. Daß er bei diesem Einschlag nicht völlig zerlegt wurde, war der gefechtsmäßigen Stabilität des Windspiels zu verdanken. Dann aber kam es faustdick für die Drachenflieger: der Schwanz war weg! Es begann eine lange, verständnislose und vergebliche Suche über den ganzen Startplatz. Aber der Schwanz blieb verschwunden. Zwar hatte Dee ihn persönlich montiert, auf den Zelloloidbannen war jedoch später zu sehen, daß der Schwanz im Flug schon fehlte. Hierfür fanden die jungen Helden nur übersinnliche Erklärungen.

 

Gegen alle Vernunft und Erfahrung forderten sie nun diese übersinnlichen Mächte heraus, indem sie sich auf einen weiteren Start vorbereiteten. Flugs wurde ein neuer Schwanz improvisiert. Hierzu bediente man sich Dee´s angeborener Innovationsgabe. Vom Flugfeld wurden allerlei Backsteine herangeschleift. Diese wurden durch traditionelle Makrameetechnik zu einem Schwanz geknotet. Obwohl Buck mit dem Gesamtgewicht des Schwanzes nicht ganz einverstanden war, setzte man zu Versuch F-16/9 an. Und siehe! Nach dem gewohnt rasanten Start regneten die Steine gleich Goldtalern vom Himmel. So geschwächt konnte sich der Drachen nicht am Firmament halten und stürzte wie bei allen bisherigen Versuchen kläglich ab. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Nichtsdestotrotz waren unsere Flugforscher davon überzeugt, daß ihr „back-to-nature"-Weg der richtige sei. Statt Steinen bediente man sich einiger Grasbüschel. Buck war mit dem Gesamtgewicht des Schwanzes nicht ganz einverstanden. Der Drachen bekam außerdem ein weniger technisches Aussehen. Mit ungebrochenem Mut bereiteten sich die Luftschiffer auf Versuch F-16/10 vor. Das John-Drachentau aus Kevlar wurde besonders weit abgerollt, denn der kräftige Wind sollte voll genutzt werden. Nach dem gewohnt rasanten Start konnte der Drachen sich einige Sekunden im Äther halten. Dann aber verlor er die Balance und sackte ab. Üble Winde beschleunigten den Fall dermaßen, daß die mehrmals verbesserte Konstruktion bombengleich ins Erdreich getrieben wurde. Die obere Querstrebe barst, weitere Versuche wurden unmöglich.

 

Über diesen Absturz gerieten die zwei Tüftler ins Grübeln. Ratlos ließen sie noch einmal alle Maßnahmen Revue passieren, die sie zur Optimierung des Drachens vorgenommen hatten. Einen Fehler konnten sie beim besten Willen nicht entdecken, hatten sie doch inzwischen alles berücksichtigt, was bei vorhergegangenen Versuchen auf- bzw. ausgefallen war. Die bisher zuversichtliche Stimmung schlug in Resignation um. Gebrochen, um Jahre gealtert und mit gesengtem Haupt verließen die Freunde das Flugfeld, das stets zahllose Schaulustige säumten. Das ganze Projekt zur höheren Ehre Johns ließ sich auf einen Nenner bringen: der John-Drachen war optimal, aber er flog nicht! Inzwischen fielen auch die enormen Kosten ins Gewicht, die das Unternehmen bisher verschlungen hatte.

Da trafen unsere Luftfahrer einen schweren Entschluß: das Unternehmen F-16, der Flug des Drachens auf Johns Geburtstag, wurde abgebrochen.

 

Dies war die Geschichte unseres jungen Helden Dee Ross, seines besten Freundes Buck Rice und die des schwarzen Flugdrachens.

Geschrieben im Jahre des Herrn 1988, überarbeitet für moderne Medien 1996.

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